Überschrift 1
THE FAT BOOK GOES BANGKOK. 2020
alles wie immer. die welt am morgen ist keine flüchtige welt bei papa & und mama. es ist ein ausgedehnter frühstücksraum an der soi. die leute wohnen für einen oder zwei kaffees dort. alles menschen, die bei sich selbst wohnen. thai coffee and green tea wird angeboten. manchmal bringt jemand frische patangos, art donuts noch heiss am morgen, auf strassenständen, in heissem öl gebacken. manche tunken sie in den kaffee. sie liegen offen am tisch und man nimmt sich ein oder zwei stück davon, wenn man lust darauf hat. hot coffee am morgen, ice coffee am mittag. neuerdings ist die espresso maschine defekt. kein americano coffee, kein cappuchino. neuigkeiten werden ausgetauscht. es wird geschwiegen. geraucht. zeitung gelesen. manche starren ins nichts, trinken sich vom letzten traum wach oder von einer traumlosen nacht. manchmal lässt man sich treiben wie die wolken man bleibt länger als geplant. man ist so gerne gast. auch wenn man ihre sprache nicht spricht. es ist egal. nach nichts streben, die dinge lassen wie sie sind, die dinge sich ereignen lassen. ereignisse der zufälligkeit. ohne planung. das ist zu tun. manchmal, sehr selten am frühen morgen kommen die wenigen touristen die sich hier aufhalten, miteinander ins gespräch. viele halten sich regelmäßig und lange in bangkok auf. sie wohnen in einer der umliegenden pensionen, die viele expads beherbergt. manche sind seltsame vögel, die nicht oder wenig reden. nicht nur aufgrund der sprachbarriere. andere sind gesprächig und freundlich. manchmal interessanter austausch jenseits der belanglosigkeit. reisegeschichten. erfahrungen. visa. einreise undsoweiter. alles ist unverbindlich und dem zufall unterworfen. keine anhaftung.
mr. paw aus bangkok banglamphoo, der pensionierte antiquitätenhändler ist jeden tag da. er wohnt in einem der hochhäuser, mansions, die am chao praya river gebaut sind. er ist in diesem stadtteil geboren und aufgewachsen. er kennt alle leute hier. alle leute kennen ihn. mr. paw spricht englisch, und er kommt oft mit den touristen ins gespräch.
mama & papa sind besondere menschen. alles was hier passiert, passiert aus freundlichkeit, freundlichkeit. sie lieben freundlichkeit und freundliche menschen. man wird automatisch freundlich. oder schweigt, wenn man schlechter laune ist. alles was hier passiert wird wohlwollend bejaht, allen und allem gegenüber. mama bereitet die kaffees zu, papa wäscht ab. manchmal helfen freunde aus, oder der neffe. papa hat seit ein paar jahren gensundheitliche probleme. der fuss ist wund, dieses jahr schlimmer. manchmal fährt er mit dem taxi zum arzt zur untersuchung und alle helfen ihm, winken, wünschen ihm alles gute.
eines tages schenke ich mr. paw das fatbook vom maler kircher. der maler kircher bat mich, einen guten ort für das fatbook zu finden. und dieser ort schien mir der richtige zu sein. mister paw wäre so gerne maler, aber er kann nicht malen. das fatbook ist morgenthema. die leute blättern es durch, betrachten die bilder, reden darüber. ein franzose muss bei einem bild lachen. er sagt, ich weiss nicht, warum ich lachen muss. ich mache fotos vom fatbook. von den leuten, die es durchblättern. ich stelle das fatbook vor die kaputte espressomaschine. ich stelle das fatbook zu den kleinen snacks, die angeboten werden. vor die gerösteten erdnüsse, den chips und vor die dosen mit den süssen keksen und den donuts. es lacht, als ob es sich wohlfühlte.
so ist das bei mama und papa. jeder tag ist ein besonderes ereignis. alle sind teil. man leidet miteinander, lacht, trauert, weint. fühlt mit, wenn es jemand nicht gut geht. alles ist jeden tag da. alle sind jeden tag da. es scheint fast endlos zu sein. aber das stimmt natürlich nicht. es wird zu ende gehen. irgendwann. oder weitergehen. der neffe übernimmt eventuell. oder auch nicht. dann hat man zumindest schöne geschichten, an die man sich erinnert. aber was weiss man schon von der zukunft. jetzt ist es der wichtigste ort in banglamphoo.
12.3.2020 reisenotiz wallyre